Förderprogramme für Kommunale Gesundheitsförderung erreichen die „falschen“ Kommunen!?

Unter dem Titel „Präventionsdilemma auf kommunaler Ebene?“ erschien eine neue wissenschaftliche Publikation, welche untersucht, welche Kommunen durch Förderprogramme der Bewegungsförderung erreicht werden.

Bereits 2016 beschrieben Lampert et. al. (1) auf Ebene der Individuen das „Präventionsdilemma“. Es beschreibt, dass durch gesundheitsfördernde Maßnahmen vorwiegend Personen erreicht werden, die aufgrund ihres gesunden Lebensstils und ihrer Lebenslage tendenziell geringere Risikofaktoren für Erkrankungen aufweisen und auch ohne spezielle Aktionen angebotene Maßnahmen wahrnehmen. Dieses Phänomen manifestiert gesundheitliche Chancenungleichheiten und stellt eine große Herausforderung der Gesundheitsförderung dar.

Kommunales Präventionsdilemma

In einer Studie untersuchten Herbert-Maul et. al. (2), ob das von Lampert beschriebene Präventionsdilemma auch auf Kommunen zutrifft und welche Faktoren die Teilnahme von Kommunen an Maßnahmen zur Gesundheitsförderung beeinflussen.

Sie betrachteten dazu 27 bayerische Kommunen, die an den vom GKV-Bündnis für Gesundheit geförderten Projekten BIG (Bewegungsverhalten von Frauen in schwierigen Lebenslagen) und GESTALT (Personen ab 60 Jahren mit einer erhöhten Prädisposition für demenzielle Erkrankungen) teilnehmen, welche mittels eines partizipativen Ansatzes kommunale Strukturen der Bewegungsförderung entwickeln helfen. Als Vergleichsgruppen wurden zudem 23 Kommunen herangezogen, die sich für die Programme interessierten, aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht teilgenommen haben und 121 Kommunen mit einem gemäß Index bescheinigtem Mangel an Ressourcen ausgestattet sind, sogenannte deprivierte Kommunen mit besonderem Förderbedarf.

Verstärkung gesundheitlicher Ungleichheit

Die Ergebnisse der Untersuchung weisen auf ein Präventionsdilemma auch auf kommunaler Ebene hin. Im Rahmen von öffentlichen Förderausschreibungen beantragen und erhalten vorwiegend die Kommunen finanzielle Mittel, die aufgrund bestehender gesundheitsförderlicher Aktivitäten und vorliegender finanzieller Ressourcen ohnehin einen geringeren Bedarf haben. Dies kann die gesundheitliche Ungleichheit zwischen Kommunen verstärken.

Wie können benachteiligte Kommunen mehr profitieren?

Im Ergebnis der Studie wird auch diskutiert, wie die Handlungsbereitschaft deprivierter Kommunen erhöht und Förderprogramme künftig ausgerichtet und beworben werden müssten, um insbesondere Kommunen zu erreichen, die am meisten davon profitieren.

Dazu wird vorgeschlagen, künftige Förderprogramme unter Beteiligung deprivierter Kommunen zu entwickeln und diese an deren Bedarfen auszurichten. Eine weitere Forderung der Studie ist die Erhöhung der Personalkapazitäten im Öffentlichen Gesundheitsdienst, um den Kommunen mehr Ressourcen zur Umsetzung von Gesundheitsförderung zur Verfügung zu stellen.

Quellen:

  1. Lampert T, Richter M, Schneider S, et al. Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2016
  2. Herbert-Maul A, Abu-Omar K, Till M, et al. Präventionsdilemma auf kommunaler Ebene? : Einflussfaktoren auf die Teilnahme von Kommunen an Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsförderung. 2022 Jul:1-8.
Förderprogramme für Kommunale Gesundheitsförderung erreichen die „falschen“ Kommunen!?

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