Der erweiterte Gesundheitsbegriff
Die wohl bekannteste wertorientierte Definition von Gesundheit: „Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen. Sich des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen, ist eines der Grundrechte jedes Menschen, ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“ (aus der Präambel der Verfassung
Diese Definition gilt als Errungenschaft, da sie die physische, psychische und soziale Dimension für Gesundheit einschließt und die Grundlagen für ein umfassendes Gesundheitsverständnis weltweit legte.
Bedeutung für die Kommune:
Gesundheit ist das Resultat von komplexen Interaktionen zwischen den Lebensbedingungen, den Lebenswelten und dem Handeln der Menschen. Mehrere zentrale Veröffentlichungen der WHO untermauern dies, wie die Alma Ata-Deklaration von 1978 und die Ottawa-Charta von 1986. Sie nehmen die sozialen Bedingungen sowie die ungleiche Verteilung von Ressourcen für Gesundheit in den Blick. Der einseitige Blick auf Krankheit wird durch den Fokus auf Gesundheit ersetzt. Basis dafür sind die theoretischen Grundlagen von Antonovsky, der den Begriff der Salutogenese (“was erhält gesund?”) prägte und damit eine eigenständige, ergänzende Perspektive zur Pathogenese (“was macht krank?”) schuf. Diese beiden Konzepte definieren Gesundheit als Resultat von komplexen Interaktionen zwischen den Lebensbedingungen, den Lebenswelten und dem Handeln der Menschen. Sie zeigen die Bedeutung von sozialen, materiellen und kulturellen Bedingungen auf, die zu ungleichen Chancen für Gesundheit führen.
Health in All Policies
Diese Sicht offenbart, dass Gesundheit zu einem großen Teil außerhalb des Gesundheitssektors hergestellt wird. Die Förderung und Erhaltung von Gesundheit werden damit zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Eine Reaktion auf dieses Verständnis von Gesundheit ist die Forderung nach einer gesundheitsförderlichen Gesamtpolitik, also von Gesundheit in allen Politikbereichen, sowie die Schaffung von gesundheitsförderlichen Lebenswelten. Niederschlag findet diese Ausrichtung in der WHO-Vision Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000. In diesem Rahmen formulierte die WHO Europa 1984 erstmals konkrete Gesundheitsziele. Das Thema Chancengleichheit nimmt darin einen zentralen Stellenwert ein.
Weiterführende Links und Veröffentlichungen:
Leipziger Sportwissenschaftliche Beiträge Jahrgang 62 (2021) Heft 1